Der Jahreszyklus oder: Der Herzschlag von Mutter Erde

Unsere Vorfahren (die Kelten und Germanen) verehrten die Natur und ihre Rhythmik als Heiligkeit und Wegweiser. Hier finden wir unsere Wurzeln im hiesigen Schamanismus. Man hat sich als Teil der Natur erlebt und somit waren die Vorgänge im Jahreskreis untrennbar mit dem Leben der Leute verknüpft. Man musste die Saat sähen wenn der Boden bereit war, sie aufzunehmen und man musste seine Früchte ernten, wenn sie reif waren. Man musste Vorräte anlegen und sich in Zurückhaltung üben zur kalten Jahreszeit. Was ich an unserem Land und der Natur hier so wahnsinnig liebe und schätze, sind die Wechsel des Jahreskreises. Hier findet ein Zyklus statt, der alles durchlebt und durchtränkt. Die Energien richten sich nach ihm und er hat eine Auswirkung auf alle Lebensformen. Auch auf uns Menschen wirken diese Kräfte. Dies geschieht heute nur meist unbewusst, denn wir Menschen haben es oftmals verlernt, sich als Teil der Natur zu fühlen und achten daher die Vorgänge nicht mehr.

 Wir haben unsere künstliche Welt inmitten der Natur aufgebaut und uns „unabhängig“ von Tag, Nacht, Sommer oder Winter gemacht. Wir bestimmen wie spät es ist und richten uns nach dieser, von Menschen gemachten Uhr. Wir leben in Daten. Die einzige Zeit, in der ich einen Gleichschritt in der Gesellschaft spüre, sind die Weihnachtstage. Plötzlich ist es ganz ruhig und das große Gewusel scheint für wenige Tage wirklich auf ein Minimum gesunken zu sein. Sobald aber die Weihnachtstage vorbei sind, verlieren wir uns schnell wieder im Alltag und den täglichen Geschäften. Es wird lediglich einmal im Jahr bemerkt, das man älter wird und große Übergänge wie das Erwachsen, Eltern oder Großeltern werden. All diese Übergangssituationen und Epochen unseres Lebens gehen oft unmerklich ineinander über. Wie ein Jahr dem anderen folgt und ein Tag dem nächsten.

 

In dem Moment aber, in dem wir uns wieder der Natur zuwenden, können wir ein Bewusstsein dafür wiedererlangen, was die Zyklen des Lebens und des Jahres mit uns zu tun haben. Wir können ein tiefes Empfinden dafür entwickeln, was zu welcher Zeit Thema ist und ansteht. Durch diese Achtsamkeit, mit den Zyklen der Natur, erlangen wir einen Antrieb für unsere Vorhaben, der eine positive Auswirkung auf unser ganzes Leben haben kann. Wir bewegen uns dann in der Rhythmik der Natur und tanzen nicht unseren eigenen Tanz, der häufig nicht zum Rhythmus passt. Im Einklang mit diesen Energien zu sein ist wie Rückenwind zu haben. Die Energien dieser Rhythmik fließen durch alles was lebt. Wir spüren sie, wenn wir in uns hineinhorchen und können sie uns zunutze machen um ein Leben im Einklang zu führen und in den sogenannten „Flow“ zu kommen. Im Fluss sein meint nämlich genau das. Das Fließen der Energien zu nutzen und sich darin zu bewegen verleiht unserem Leben Leichtigkeit und stärkt die Verbindung, die wir zur Natur haben, indem sie uns diese fühlbar macht.

 

Wir begleiten diese Zeiten mit Ritualen und Schwitzhütten, feiern sie aber auch im Familienkreis und machen sie uns immer wieder neu bewusst. Seit Jahren üben wir uns in einem bewussten Leben der Rhythmik und mit jedem Jahr sammeln wir darin mehr Erfahrung und lernen immer wieder neue Aspekte der aktuellen Zeitqualität kennen.

 

Unsere Vorfahren hatten ebenso ihre Riten und verehrten zu jeder Jahreszeit ein anderes Götterpaar welches in dieser Zeit regierte. So verehrten sie stehts den männlichen und weiblichen Aspekt dieser Zeitqualität und machten sich ihre Energien bewusst.

 

Am zweiten Vollmond nach Yule und somit in ein paar Tagen feiern wir Imbolc. Das Frühlingserwachen kündigt sich gerade an und ein neues Götterpaar übernimmt die Führung. Es ist die Göttin Brigid, die Jungfrau in weißem Gewand. Sie steht für Reinheit und Klarheit und das jungfräuliche neue Jahr. Sie lässt alles wachsen und keimen. Diese Wachstumsenergie ist so groß, dass ihre Blumen die Schneeglöckchen sogar durch den Schnee wachsen. Die Rhythmik dieser Zeit fragt uns, was wir wachsen lassen wollen in diesem Jahr? Wohin soll die Kraft, die Energie des Wachsens gelenkt werden? Es ist Zeit um sich Pläne zu machen. Der Fokus und die Ausrichtung sind nun wichtig. Was genau will man erreichen? Wo soll es hingehen? Und wie? Rituell ist es sinnvoll, diese Wünsche und Gebete zu äußern. Die Birke ist der richtige Ansprechpartner dafür. Man kann weiße Tabakbeutel in die Zweige hängen. Der Tabak dient sowohl als Opfergabe für die Spirits und Kräfte dieser Zeit, als auch als Träger des Wunsches. Ein altes Brauchtum ist das Fertigen einer Brigidpuppe aus Stroh oder eines Brigidkreuzes. Es gibt viele Möglichkeiten und Rituale für diese Zeit. Wichtig ist es dabei,  die Energien und Kräfte der Jahreszeit zu ehren und ihnen mitzuteilen, was man sich wünscht. Diese Wünsche können von den Elementen getragen werden. Im Feuer verbrannt oder auch ins Wasser oder Erdreich übergeben. Das vorherrschende Element ist aber die Luft. Wem diese Rituale nicht vertraut sind, der kann sich diese Themen auch in einer Meditation, beim Yoga oder einem langen Spaziergang bewusst machen. Gut ist es hierbei immer heraus zu finden, wo man selbst gerade steht. Welche Themen beschäftigen einen gerade und in wie weit kann man sie mit der aktuellen Zeitqualität verknüpfen. So richten wir unseren Fokus aus und sind wieder mehr ein bewusster Teil der Schöpfung geworden.

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0