Herkunft und Erbe der heutigen Schamanen

Immer wieder heiß diskutiert und umstritten. Wann ist ein Schamane ein Schamane oder darf sich so nennen und gibt es überhaupt deutsche Schamanen? Muss man als Schamane/in einem Stammbaum von indigenen Medizinmännern entspringen oder zumindest einer indigenen Völkergruppe abstammen? Oder darf man nur so arbeiten wenn man von einem „Meisterschamanen“ dazu ernannt wurde? Darf man überhaupt eine schamanische Ausbildung beginnen, ohne schamanischen Stammbaum?

Es gibt hierzu viele unterschiedliche Meinungen und es ist nicht mein Anliegen, diese zu bewerten. Jede/r muss schließlich seine eigene Antwort darauf finden.

Ich möchte aber gerne mal erzählen, wie unsere Sicht auf dieses Thema ist, denn diese Fragen stellen unsere Klienten und Schüler immer wieder mal…

Ich bin überzeigt von der Existenz eines spirituellen Erbes. Ich glaube, es gibt Veranlagungen, die uns innewohnen und die verschiedener Herkunft sind.

 

Zum einen gibt es das Erbe eines Volkes. Die amerikanischen Ureinwohner zum Beispiel tragen das spirituelle Erbe ihres Volkes in ihrem Blut. Der Büffel war für die Indianer das heiligste Wesen, denn er ernährte das Volk. Eine Büffelherde entschied über Leben und Tod und so ist es nicht verwunderlich, dass ihre Sagen und Spirits von Büffeln und Büffelfiguren durchzogen sind. Ihr Medizinweg ist der Weg des Büffels und die weiße Büffelkalbfrau wird noch heute hoch verehrt. Für einen Menschen, der von diesem Volk stammt, wird der Büffel immer ein Symbol für hohe Heiligkeit sein – es ist in seinem Blut, in der Geschichte seiner Ahnen verankert. Hier spielt das Erbe des Volkes und der Ahnen eine große Rolle. 

Hier in Europa sind es andere Spirits die über unsere Ahnen mit uns verknüpft sind. Die Götterwelt der alten Kelten und Germanen und ihre Spirits sind über meine Ahnen mit mir verbunden. Teile meines Blutes haben diesen Glauben bereits gelebt und praktiziert und ich bin Nachfahrin und Uhrenkelin dieser Kultur. Sie liegt weit zurück aber sie ist da. Ich sehe es als wunderbare Fügung genau in diesem Land geboren worden zu sein. Unsere Spirituellen Wurzeln sind weit weg. Nicht viel konnte überliefert werden und doch begeben sich immer mehr Menschen auf die Suche nach dem alten Schamanismus unserer Kultur. Ich sehe es als meine Aufgabe, diese alten Zauber- und Heilkräfte wieder zu entdecken und zu (er)leben. Dies ist Teil meines spirituellen Weges und meines kulturellen Erbes.

 

Es gibt aber neben dem Kulturellen Erbe auch ein seelisches und Karmisches Erbe und dieses wird oft in den, teils sogar rassistischen, Diskussionen vergessen.

 

Manche Menschen fühlen sich sehr hingezogen zu einer Kultur und einer Spirituellen Tradition. Oft ist der Grund hierfür, dass wir in diesem Kulturkreis bereits gelebt haben, nur nicht in diesem Leben. Ein anderer Grund ist aber auch die Zugänglichkeit zu der Spiritualität in dieser Tradition.

 

In Kulturkreisen, in denen Schamanismus anerkannt und integriert ist, ist es einfacher etwas darüber zu lernen. 

Wir kommen alle aus unterschiedlichen Familien und tragen unterschiedliche Gene und Veranlagungen mit uns. Im Ursprung aber ist Spiritualität frei von jeder Tradition und Kultur. Jedem Mensch sollte es möglich sein, seinen Zugang zu dieser Urkraft zu entdecken. Menschen, die der Meinung sind, ihre Tradition muss vor anderen Völkern bewahrt werden, haben eine große Lektion scheinbar (meiner Ansicht nach) nicht verstanden. Wir sind alle ein Volk. Das Volk dieser Erde und dieses Planeten. Ich wünsche mir für die ganze Welt ein größeres Wertschätzen und spirituelles Erleben der Natur. Was also kann falsch daran sein, sein Wissen über die Heiligkeit der Schöpfung an andere Kulturen weiter zu geben?

Ich bin sehr vertraut mit der Mythologie und Spiritualität der Lakota. Ich kenne sie aus einem alten Leben und habe sie mir in diesem wieder vertraut gemacht. Ich kenne die heiligen Lieder, habe in ihrer Tradition gebetet, geschwitzt und geblutet und durfte Kontakt zu ihren Spirits haben, sie kennen lernen und ja- sie sind mir heilig auch wenn sie nicht aus meinem Kulturkreis stammen. Ich bin mit ihnen „groß“ geworden. Meine spirituelle Ausbildung begann mit und durch sie. Sie führten mich auf den Weg meiner Berufung. Mein Vater lernte einst bei einem Medizinmann der Lakota und er gab dieses Wissen an mich weiter.

Ich muss kein Indianerkleid tragen und brauche keine Feder im Haar um mich dieser Traditionen verbunden zu fühlen. Ich bin keine Indianerin in diesem Leben und das ist okay. Meine Seele hat sich für diese Kultur entschieden. Aber sie entschied sich auch dafür, das alte Wissen aus einem vergangenen Leben in dieses zu integrieren um der Berufung zu folgen und den eigenen Weg zu gehen. Ich folge nicht stumpf den Vorgaben einer Tradition. Ich folge schlicht dem Ruf meines Herzens.

 

Ich mag unser buntes Volk und die Vielfalt der spirituellen Wege. Was also sagt Herkunft über uns aus? Macht sie uns zu einem besseren Heiler oder Schamanen oder Menschen? Gibt sie uns erst die Legitimation?

Das Wort Schamane steht laut Definition für einen Vermittler zur Geisterwelt. Ein Schamane ist also in aller erster Hinsicht jemand, mit dem die Geister sprechen. Welche Namen diese Geister haben und welche Hautfarbe der Schamane hat spielt, dabei keine Rolle. Letzten Endes sind es die Spirits, die einen Schamanen berufen, und kein menschliches Diplom. Wie dies geschieht und warum, darauf gehe ich zu einem anderen Zeitpunkt ein, das würde den Rahmen sprengen.

Die Geister haben immer zu ihren Menschen gesprochen, in allen Kulturen und allen Ländern dieser Welt. Wir haben ihnen Namen gegeben und sie mit unserem (er)leben verknüpft.

Unsere Herkunft ist das, woher wir kommen. Sie macht uns nicht zu einem besseren oder schlechteren Menschen. Sie macht einen auch nicht zu einem besseren oder schlechteren Schamanen. Sie ist unsere Vergangenheit und unser Erbe im genetischen und seelischen Sinne und bringt uns mit Veranlagungen und Potenzialen in diese Inkarnation. Ob wir diese Potenziale auch nutzen und sie in unser Leben integrieren, bleibt uns überlassen. Wohin sie dann wachsen und wozu wir berufen sind, entscheiden die Spirits und unser Herz.

In diesem Sinne, herzliche Grüße und viele Dank fürs „zuhören“.

Mitakuye Oyasin,

 

Dinah

Kommentar schreiben

Kommentare: 0