Heute möchte ich euch von dem Inhalt einer schamanischen Reise erzählen, in der ich ein Gespräch mit einem alten Medizinmann über unsere Gesellschaft und den Zeitgeist hatte:
Ich sitze im Tipi des Medizinmanns und bewunderte still die Rasseln und Utensilien, die von der Decke hingen. Es riecht nach Feuer und Süßgras. Das ist ein Duft, der in mir immer ein ungemeines Wohlgefühl auslöst. Der alte Medizinmann mir gegenüber stopft konzentriert die Pfeife und nuschelte dabei seine Gebete und Anrufungen.
Als er fertig ist, raucht er dir Pfeife still in alle Richtungen und überreichte sie dann mir. Nachdem auch ich das Ritual vollzogen hatte, schaut er mir lange in die Augen. Er fragt mich, ob die Welt in der ich nun lebe, eine bessere geworden sei. Traurigkeit erfüllte mein Herz, als ich ihm antwortete: "Nein, das ist sie leider nicht… Dort, wo ich lebe, muss kaum jemand hungern und wir haben Häuser die uns vor Kälte und Nässe schützen. Wir haben viele Dinge erfunden die unser Leben erleichtern. Aber ein großer Teil der Weltmenschen muss viel Arbeiten und leiden dafür, dass es uns gut geht. Die Gier ist groß und so wird alles ausgebeutet, was einen Nutzen hat. Der Hunger nach Macht scheint unendlich. Die Menschen behandeln Mutter Erde schlecht und zerstören sie mehr und mehr…“ Der Medizinmann hört mir geduldig und aufmerksam zu, während ich ihm von unserer Welt berichte. Ich frage ihn, ob es Hoffnung gibt. Daraufhin entgegnet er mir: "Glaubst du, dass auf verbrannter Erde Gras wachsen kann?"
Ich schweige. In mir macht sich ein Gefühl breit, welches mir so vertraut ist und immer wieder präsent wird, wenn ich mir unser Leben bewusst mache. Ein Gefühl von tiefer Traurigkeit, Ohnmacht und Scham. Der Indianer schaut eine Weile in das Feuer und sagt dann zu mir:
„Das Problem liegt im Geist des Volkes. Er ist gierig und so groß, das er unendlich zu sein scheint. Er gibt euch das Gefühl, dass ihr ihm ergeben seid und macht euch zu Sklaven seiner Sache. „
Ich sehe vor meinem inneren Auge eine große Wolke, die die Menschen einhüllt und vernebelt. Ich frage mich im Stillen, wie man wohl vor diesem Geist entkommen kann.
Ohne dass ich etwas laut ausgesprochen habe antwortet der Medizinmann:
„Du kannst vor dem Geist des Volkes nicht fliehen, eben so wenig wie du vor dem Menschsein fliehen kannst. Der Geist des Volkes lässt sich auch nicht bekämpfen, denn dann kämpfst du gegen dich selbst.
Du musst verstehen, woher der Geist gekommen ist und wer ihn erschaffen hat. Nur so kann man ihm begegnen und nur so kann man ihn wandeln.
Ihr Menschen habt diesen Geist selbst geschaffen und ihm einen Platz zum Leben geschenkt. Er wird gefüttert und wächst weiter durch eure Ängste und Sehnsüchte.
Der einzige Weg, dies zu wandeln, ist der Weg des Herzens. Ein starkes Herz ist stärker als jeder Geist. Denn aus dem Herzen heraus schaffen wir Wahrhaftigkeit. Aus dem Herzen entwickelt sich die Stärke und Kraft für sich selbst zu stehen. Der Geist ist aus Wünschen und Ängsten heraus gewachsen und er wird immer weiter damit gefüttert. Geht in eure Herzen und lasst sie sprechen und wachsen. Sie werden neue Wünsche und Träume hervorbringen und aus ihnen entsteht ein neuer Geist. So ändert man den Ursprung und damit ändert sich auch der Geist des Volkes….
Bedenke: Ihr seid das Volk.“
Diese Worte berührten mich und ich bedankte mich in aller Form für dieses Gespräch.
„Wenn du deinem Volk und der Welt helfen willst, dann hilf ihnen einen Weg zu ihren Herzen zu finden. Hilf ihnen, den Geist und damit die Welt zu verändern.“
Mit diesen Worten verabschiedeten wir uns und ich verließ die Anderswelt.
Im Gepäck, die Worte des Medizinmannes und mein Herzenswunsch, dass diese Worte gehört und verstanden werden.
Herzensgrüße,
Dinah
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